... newer stories
Donnerstag, 29. Oktober 2009
Gelebte Geschichte im Wolfshart (Wolschart): Pilgermassen und Wolscharträuber
wolschartwald, 00:21h
Im Frühsommer 1496 wurde eine Reisegruppe, die von Wien aus nach Jerusalem reiste, von Landsknechten, die die Gruppe schon in Wien ausgespäht hatte in der Nähe von St.Veit "in dem Wolfshart (=Wolschartwald)" angegriffen und beraubt. Bei diesem Vorfall wurden etliche Personen der Gruppe verwundet und ein Geleitknecht getötet.
Besonders verrufen war der Wolschartwald bei St.Veit
Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) und die Gegenreformation traf Kärnten wirtschaftlich schwer. Das Betteln nahm überhand, marodierende Soldaten betrieben Straßenraub. Besonders verrufen war der Wolschartwald bei St.Veit. Auch in Kärnten läuteten die Glocken, als am 24.10.1648 der Friede unterzeichnet wurde.
1748 entstand im Wolschart nach einer wundersamen Heilung nach Aufruf der Gottesmutter um ein Gnadenbild ein Marienkult, der tausende Menschen aus Kärnten, Krain und Obersteiermark anlockte. Ein Jahr darauf entbrannte wegen der begehrten Votiveinnahmen zwischen der Herrschaft Osterwitz und der Äbtissin Maria Rosa von Rechbach von St.Georgen ein Rechtsstreit, der zu Handgreiflichkeiten zwischen den "unteren Organen" der beiden Herrschaften führt. Die kurzerhand erbaute Holzkapelle muss auf Weisung des Ordinariats wieder abgerissen werden.
1787 finden verbotene Wallfahrten zu einem Marienbild in Wolschart statt. In diesem Jahr wird auch die heute noch bestehende Holzkapelle Maria Sieben Schmerzen errichtet. Anfang September 1809 wurde ein Kutscher mit einem französischen Fahrgast auf einer Anhöhe im Wolschart überfallen. Unter Druck der französischen Besatzungsmacht wurde die Fahndung intensiviert und im Zuge dieser Ermittlungen wurde weit oben in den Wimitzerbergen beim Wegscheiderwirt der Krapfenbäck Simale erschossen, dem der Überfall aber nicht zwingend angelastet werden konnte.
1822 verweigerte das Klagenfurter Kreisamt dem vlg. Meilhani in Bernaich den Getränkeausschank, da das Amt die allgemeine Sicherheit durch einen Ausschank zwischen Friesach und St.Veit gefährdet sah. Beim Meilhani wurden öfters entlassene "Kriminalsträflinge", die sich in Banden gesammelt hatten, "ausgehoben" und außerdem wurde diese "Keusche" meist von "unmoralischen Menschen oder Weibspersonen" bewohnt.
1824 wurde eine Frau von einem Unbekannten, der aus einem Gebüsch sprang, am Ende des "Wolschart-Gehölzes gegen Hungenbrunn" beraubt.
1841 lässt Gustav Graf Egger im Wolschart nach bischöflicher Genehmigung eine Kirche bauen. 1843 weiht Fürstbischof Adalbert Lidmansky von Gurk die Kirche Maria Dolorosa und zwei Glochen im Wolschart.
Noch 1846 wurde ein Reitknecht, der abends von Treibach kommend den Wolschartwald passierte, auf dem zur Kapelle führenden Seitenweg von sechs unbekannten Männern überfallen und beraubt.
Quellen: Hans Peter Weigand: Krapfenbäck Simerl. Leben und Sterben eines legendären Kärntner Räubers. Graz, 1996
1000 Jahre Stift St.Georgen am Längsee. Festschrift. Eigenverlag Bildungshaus St.Georgen, 2003
Geschichte der Juden in Kärnten im Mittelalter. Verlag Landesarchiv, Klagenfurt 1992
Hermann Braumüller: Geschichte von Kärnten, Kärntner Heimatverlag, Klagenfurt 1949
Besonders verrufen war der Wolschartwald bei St.Veit
Die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) und die Gegenreformation traf Kärnten wirtschaftlich schwer. Das Betteln nahm überhand, marodierende Soldaten betrieben Straßenraub. Besonders verrufen war der Wolschartwald bei St.Veit. Auch in Kärnten läuteten die Glocken, als am 24.10.1648 der Friede unterzeichnet wurde.
1748 entstand im Wolschart nach einer wundersamen Heilung nach Aufruf der Gottesmutter um ein Gnadenbild ein Marienkult, der tausende Menschen aus Kärnten, Krain und Obersteiermark anlockte. Ein Jahr darauf entbrannte wegen der begehrten Votiveinnahmen zwischen der Herrschaft Osterwitz und der Äbtissin Maria Rosa von Rechbach von St.Georgen ein Rechtsstreit, der zu Handgreiflichkeiten zwischen den "unteren Organen" der beiden Herrschaften führt. Die kurzerhand erbaute Holzkapelle muss auf Weisung des Ordinariats wieder abgerissen werden.
1787 finden verbotene Wallfahrten zu einem Marienbild in Wolschart statt. In diesem Jahr wird auch die heute noch bestehende Holzkapelle Maria Sieben Schmerzen errichtet. Anfang September 1809 wurde ein Kutscher mit einem französischen Fahrgast auf einer Anhöhe im Wolschart überfallen. Unter Druck der französischen Besatzungsmacht wurde die Fahndung intensiviert und im Zuge dieser Ermittlungen wurde weit oben in den Wimitzerbergen beim Wegscheiderwirt der Krapfenbäck Simale erschossen, dem der Überfall aber nicht zwingend angelastet werden konnte.
1822 verweigerte das Klagenfurter Kreisamt dem vlg. Meilhani in Bernaich den Getränkeausschank, da das Amt die allgemeine Sicherheit durch einen Ausschank zwischen Friesach und St.Veit gefährdet sah. Beim Meilhani wurden öfters entlassene "Kriminalsträflinge", die sich in Banden gesammelt hatten, "ausgehoben" und außerdem wurde diese "Keusche" meist von "unmoralischen Menschen oder Weibspersonen" bewohnt.
1824 wurde eine Frau von einem Unbekannten, der aus einem Gebüsch sprang, am Ende des "Wolschart-Gehölzes gegen Hungenbrunn" beraubt.
1841 lässt Gustav Graf Egger im Wolschart nach bischöflicher Genehmigung eine Kirche bauen. 1843 weiht Fürstbischof Adalbert Lidmansky von Gurk die Kirche Maria Dolorosa und zwei Glochen im Wolschart.
Noch 1846 wurde ein Reitknecht, der abends von Treibach kommend den Wolschartwald passierte, auf dem zur Kapelle führenden Seitenweg von sechs unbekannten Männern überfallen und beraubt.
Quellen: Hans Peter Weigand: Krapfenbäck Simerl. Leben und Sterben eines legendären Kärntner Räubers. Graz, 1996
1000 Jahre Stift St.Georgen am Längsee. Festschrift. Eigenverlag Bildungshaus St.Georgen, 2003
Geschichte der Juden in Kärnten im Mittelalter. Verlag Landesarchiv, Klagenfurt 1992
Hermann Braumüller: Geschichte von Kärnten, Kärntner Heimatverlag, Klagenfurt 1949
... link (0 Kommentare) ... comment
Samstag, 24. Oktober 2009
Simale Krapfenbäck 1785 - 1809
wolschartwald, 02:37h
Simale Krapfenbäck: Detail einer Wandgemäldes beim Wegscheiderwirt, entstanden 1985/1986
... link (0 Kommentare) ... comment
Montag, 19. Oktober 2009
Kärntenblog: Die dunkle Geschichte des Wolschartwaldes
wolschartwald, 22:53h
Auf http://www.kaerntenblog.at/2007/08/09/die-dunkle-geschichte-des-wolschartwaldes/ haben die Autoren Johanna und Ed einen interessanten Beitrag über den Wolschart veröffentlicht.
... link (0 Kommentare) ... comment
Der Wolschart - Mittelkärntner Kulturerbe
wolschartwald, 22:30h
Der Wolschartwald war zweifellos unheimlich und auch für Verbrechen gut geeignet. Sagen berichten von den St.Veiter Räubern, die sich dort im Wald versteckten, wobei die angesehensten St.Veiter Bürger als Hehler verstrickt waren. Auch die Behörden sahen im Wolschartwald ein Sicherheitsproblem, zumal sich die 1799 wieder errichtete Holzkapelle von Maria Wolschart immer größeren Zulaufs frommer Wallfahrer erfreute.
Holzkapelle im Wolschart (Foto Johanna und Ed, Kärntenblog)
So verweigerte das Klagenfurter Kreisamt 1822 dem vulgo Meilhani in Bernaich, die sogenannte Taferngerechtsame, da ein Getränkeausschank zwischen Friesach und St.Veit "für die allgemeine Sicherheit höchst schädlich sei". Als Erbauer der heutigen Kirche gilt Graf Gustav von Egger. Er ließ den Bau in gotisierender Form mit einem achteckigen Dachreiter 1843 errichten. Das Gnadenbild der Kirche, ein Pieta-Relief aus dem 17. Jahrhundert, ist von geschnitzten Ranken umrahmt.
Versteckt im sagenumwobenen Wolschartwald und nur über eine schmale Straße erreichbar, die tief durch den unheimlichen Wald führt, wurde bis vor einigen wenigen Jahren noch der Wolschartwirt betrieben, ein Biedermeierbau der beinahe so alt ist, wie die Kirche Maria Wolschart.
Wolschartwirt, nach 160 Jahren kam das Aus
Ursprünglich war geplant, neben der Kirche ein Messnerhaus zu bauen, aber der damalige Messner, ein geschäftstüchtiger Mann, hat gleich auch ein Gasthaus betrieben. Der Hemma-Pilgerweg führt in diese Idylle, wie auch der Weg der traditionellen Metnitzer Gruppe des Vierbergelaufs.
Das Kulturerbe Wolschart muß auch für weitere Generationen erhalten bleiben. Die geplanten riesigen Schotterabraumhalden im Ausmaß von 70.000m2 würden die Aura des nordöstlichen Teils des Wolscharts mit dem Wallfahrtsort empfindlich stören und den Naherholungsraum vieler Einheimischer und Urlauber vernichten.
Hannes Leeb, Innsbruck (aufgewachsen in Dielach, Wolschart)
Holzkapelle im Wolschart (Foto Johanna und Ed, Kärntenblog)
So verweigerte das Klagenfurter Kreisamt 1822 dem vulgo Meilhani in Bernaich, die sogenannte Taferngerechtsame, da ein Getränkeausschank zwischen Friesach und St.Veit "für die allgemeine Sicherheit höchst schädlich sei". Als Erbauer der heutigen Kirche gilt Graf Gustav von Egger. Er ließ den Bau in gotisierender Form mit einem achteckigen Dachreiter 1843 errichten. Das Gnadenbild der Kirche, ein Pieta-Relief aus dem 17. Jahrhundert, ist von geschnitzten Ranken umrahmt.
Versteckt im sagenumwobenen Wolschartwald und nur über eine schmale Straße erreichbar, die tief durch den unheimlichen Wald führt, wurde bis vor einigen wenigen Jahren noch der Wolschartwirt betrieben, ein Biedermeierbau der beinahe so alt ist, wie die Kirche Maria Wolschart.
Wolschartwirt, nach 160 Jahren kam das Aus
Ursprünglich war geplant, neben der Kirche ein Messnerhaus zu bauen, aber der damalige Messner, ein geschäftstüchtiger Mann, hat gleich auch ein Gasthaus betrieben. Der Hemma-Pilgerweg führt in diese Idylle, wie auch der Weg der traditionellen Metnitzer Gruppe des Vierbergelaufs.
Das Kulturerbe Wolschart muß auch für weitere Generationen erhalten bleiben. Die geplanten riesigen Schotterabraumhalden im Ausmaß von 70.000m2 würden die Aura des nordöstlichen Teils des Wolscharts mit dem Wallfahrtsort empfindlich stören und den Naherholungsraum vieler Einheimischer und Urlauber vernichten.
Hannes Leeb, Innsbruck (aufgewachsen in Dielach, Wolschart)
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories